Florian Ebner, Vorsitzender des TTC Neu-Ulm, spricht im Interview über seine Bilanz der ersten TTBL-Saison und berichtet über Planungen und Wünsche für die zweite Spielzeit des Clubs in der Tischtennis-Bundesliga.  

 

Beginnen wir mit dem Rückblick auf die Premieren-Spielzeit, die der TTC Neu-Ulm als Achter abgeschlossen hat. Wie zufrieden sind Sie damit?

Florian Ebner: Total happy. Wir hatten tolle und überwiegend erfolgreiche Heimspiele, mit Tiago Apolonia einen der Eyecatcher der Liga mit einer überragenden Bilanz, wir hatten ein funktionierendes Team und die Truppe hinter dem Team hat eine grandiose Premieren-Organisation hingelegt.

 

Der TTC Neu-Ulm hat vor der Saison eine Wildcard erhalten. Das hat sicher nicht jedem gepasst und wurde kontrovers diskutiert. Wie ist der TTC in der Liga aufgenommen worden?

Florian Ebner: Wir wurden überall mehr als freundlich empfangen, das hing wahrscheinlich auch damit zusammen, dass unsere Doppel leider noch verbesserungsfähig waren.

Was ist Ihnen besonders positiv in Erinnerung?

Florian Ebner: Der erste Heimsieg, Tiago Apolonias Stellenwert in der Liga, Abdel Salifous Sensationssiege sowie die großartige Stimmung bei den Heimspielen. Irre gut war unser Hallensprecher und natürlich war sehr erfreulich, dass die lokale Polit- und Sport-Prominenz zahlreich unter den Zuschauern war.

 

Was besonders negativ? 

Florian Ebner: Negativ nichts. Enttäuscht war und bin ich vom allgemeinen Zuspruch in der Liga. Dass wir als Newcomer auf Platz 6 der Zuschauertabelle stehen, ist kein gutes Zeichen.

 

Es wurde alles neu aufgebaut. Team, Halle, Finanzierung, Marketing, etc. – was waren die größten Hürden rückblickend?

Florian Ebner: Die knappe Zeit von Lizenzerteilung im März bis zum Beginn im August. Aber wir haben das eher als Herausforderung denn als Hürde gesehen.

 

Beim Final Four in Neu-Ulm hat sie damals das Tischtennis-Fieber gepackt, die Wildcard-Idee wurde geboren. Von einer Top-Veranstaltung mit mehreren tausend Zuschauern ging es nun in den oft weniger spektakulären Liga-Alltag. Welchen Eindruck von der Sportart haben Sie dort erhalten bzw. hatten Sie sich mehr erhofft?

Florian Ebner: Tischtennis wird immer spannender, je mehr ich mich damit beschäftige. Das Final Four ist eine tolle Veranstaltung. Die Liga selbst war nur mäßig aufregend, eigentlich standen schon vor dem ersten Spieltag die Play-off-Teilnehmer und die beiden Abstiegsplätze fest. Schade – es spielen doch so viele hochklassige Spieler in der Liga.

 

Wie wichtig sind die Zuschauerzahlen auch im Hinblick auf ein Budget oder spielt das aktuell nur eine untergeordnete Rolle?

Florian Ebner: Für die Stimmung waren die Zuschauer superwichtig! Betriebswirtschaftlich dagegen haben sie bei uns keine Rolle gespielt, da die Kosten für die Vorbereitung einigermaßen attraktiver Heimspielstätten die Ticketeinnahmen deutlich überstiegen haben.

 

Wie sieht die Planung hinsichtlich der neuen Saison aus?

Florian Ebner: Wir sind optimistisch in die Planung gegangen und gehen von einem regulären Saisonbeginn im Herbst aus. Wenn es anders kommen sollte, befürchte ich, dass die TTBL eines der kleineren Probleme in Deutschland wäre.

 

Was wollen Sie zur neuen Saison  ändern?

Florian Ebner: Bei der Halle müssen wir uns an die Realitäten anpassen. Eine wirklich geeignete Halle gibt es in der Region nicht. Die Bereitstellungskosten mit Auf- und Abbau stehen in keinem Verhältnis zu den Ticketeinnahmen. Wir haben im Februar einen Bauantrag für eine eigene kleine Halle vorbereitet und Anfang März an die Stadt gegeben – danach hat sich die Welt verändert und alle Beteiligten haben nun wichtigere Dinge zu erledigen als eine kleine Sporthalle. Wir müssen damit leider befürchten, dass eine gute Lösung nun ganz schwierig wird. Das würde natürlich weh tun!

 

Kommen wir zu den Personalplanungen, wie schaut das Team in der kommenden Saison aus?

Florian Ebner: Das Team steht inzwischen mit Apolonia, Lebesson, Sidorenko, den unser neuer Trainer Dima Mazunov mitgebracht hat, und Stumper. Ob und welcher Asiate noch dazukommt ist offen. Nach der hervorragenden ersten Saison war es sehr hart, uns von drei Spielern und Chen Zhibin als Trainer zu trennen. Bis auf Gustavo Tsuboi haben alle die Erwartungen/Hoffnungen mehr als erfüllt! Aber die Chance, das Duo Mazunov/Sidorenko nach ihrem Ausstieg in Ochsenhausen zu verpflichten, konnte ich mir nicht entgehen lassen. Nun haben wir das größte europäische und das größte deutsche Talent derzeit im Team – das macht natürlich schon Spaß!

 

Wird der Etat insgesamt aufgestockt?

Florian Ebner: Im Gegenteil. Im zweiten Jahr werden wir dank der Lernkurve deutlich weniger Geld ausgeben, bei den Einnahmen dagegen werden wir zulegen.

 

Ihr Ziel lautete vor der Saison der Klassenerhalt. Das hat die Mannschaft sicher geschafft. Wie lautet die Zielsetzung für die zweite Spielzeit?

Florian Ebner: In der Liga viele spannende und möglichst siegreiche Heimspiele, im Pokal etwas Losglück. Eine Teilnahme am Final Four wäre das Sahnehäubchen. Individuell hoffe ich auf erfolgreiche internationale Turniere für Apolonia und Lebesson und viele Siege für Sidorenko und Stumper bei internationalen Jugendturnieren auf höchster Ebene.

 

Im Tischtennis lässt sich als Vereinsmanager kaum oder kein Geld verdienen. Sie sind „sportverrückter“ Unternehmer und Geschäftsmann, ein Investment soll sich zumindest in irgendeiner Form lohnen. Wie soll das gehen und wo wollen Sie mit dem TTC Neu-Ulm mittelfristig hin?

Florian Ebner: Ich bin glücklich wie es ist. Wenn wir den Sportlern eine verlässliche, motivierende und leistungsfördernde Basis bieten können und sie uns mit tollem Teamgeist, großer Einsatzfreude und manchen Spitzenleistungen und Siegen begeistern und wir damit die Jugend an die Tische bringen, dann ist das in der heutigen Minuszins-Zeit, in der Werte wieder eine andere Bedeutung bekommen, ein mehr als lohnendes Investment.

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